Dachausbau Arco-Palais

Raumkomposition unter einem neuen Dach — Das Arco-Palais erhält einen ausgebauten Dachstuhl

Das Innenleben des denkmalgeschützten Arco-Palais in der Theatinerstraße ist um eine „Sehenswürdigkeit“ — eine allerdings nicht öffentliche — bereichert worden. Der seit der Kriegszerstörung unangetastet belassene Dachstuhl wurde mit einem unglaublichen Aufwand ausgebaut, eine sehr komplexe und schwierige Aufgabe — was von außen natürlich nicht zu sehen ist — bis auf die Anzahl und Größe der veränderten Gauben, die der Denkmalschutz nach einigem Hin und Her abgesegnet hat.

Das Arco-Palais wurde 1910 nach den Plänen von Georg Meister erbaut. Der Name „Arco“ stammt von einer Adelsfamilie, der das Haus bis 1937 gehörte. Der Dachstuhl hatte im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben schwere Schäden erlitten. Der Wiederaufbau wurde 1948 begonnen und 1950 abgeschlossen, sodass es sich beim Ausbau des Dachstuhls, wie die Architekten nachweisen konnten, nicht um einen Eingriff in einen denkmalswerten Bestand handelte.

Nach dem Dachgeschossausbau und der Aufstockung des Mittelflügels beherbergt der neue Dachstuhl nun eine große Wohnung und ein Notariat. Hofstadt Architekten waren für den gesamten Dachausbau verantwortlich und haben eine tolle Arbeit abgeliefert. In den Notariatsräumen entstand ein spannendes Raumgefüge: ein offenes Büro mit Galerie und mit geschlossenen Räumen auf einer Fläche von 680 qm. Die Statik musste geändert werden, um die Galerie einziehen zu können. Oben auf der Galerie befinden sich nun zwei Räume, ein Büro und ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter. Durch die beiden Ebenen ergeben sich abwechselnde Raumgrößen und auch das Licht verändert sich je nach Tageslichteinfall, was optisch die Wirkung der Räumlichkeiten verstärkt. Eine moderne Raumkomposition, die man in einem alten Gebäude wie diesem nicht vermuten würde. Die Höhe des Dachstuhls erreicht 7 m an der höchsten Stelle des Satteldaches. Die Galerie liegt auf der Höhe von 3,20 m.

Von der ersten Planung bis zum Bezug der Büroräume vergingen sechs Jahre. Das gesamte Haus musste eingerüstet und das Dach nahezu völlig neu aufgebaut werden. Die bereits erwähnten Gauben auf der Straßenseite haben nun eine Breite von 2,50 m, sodass für ausreichend Tageslicht gesorgt ist, sie dienen zudem zur natürlichen Belüftung. Zum Hof hin blieben die historischen Gauben in Form von verputzten Dachhäuschen erhalten. Auf der Galerie sorgen Dachflächenfenster für Licht und frische Luft.

Das Palais mit seiner majestätischen Wirkung gehört dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der auch den Dachausbau finanzierte. Im Erdgeschoss sind auf Straßenniveau ein Café und diverse edle Bekleidungsgeschäfte. Die Geschosse darüber sind durchweg mit Büro- und Praxisräumen belegt und namhaften Firmen haben hier ihren Sitz. Das Besondere am neu hinzugekommenen Dachausbau ist, dass sich die moderne Architektursprache bestens mit der des alten barockisierenden Jugenstil-Palais verträgt.“

( CUBE 03 / 2014 )