Doppelhaus Enzianstraße

Im engen Rahmen der Vorgaben eines bestehenden Bebauungsplans wurde ein Zweifamilienhaus entwickelt, das trotz der diversen einschränkenden Bestimmungen die Möglichkeit bot, ein Gebäude zu schaffen, dessen Gestaltung die architektonischen Prinzipien des Entwurfsverfassers exemplarisch widerspiegelt: Die traditionellen Bauweisen gerade der regionalen Architektur sind wie geologische Schichten aufeinandergelegt und formen die Basis, worauf eine neue Lage gebracht werden kann, ein neuer Bedeutungsinhalt, der das ganze Paket ein wenig verändert. Bei diesem Transformationsprozess treten alte Bedeutungsinhalte in den Hintergrund und neue werden hinzugefügt. Auf diese Weise entsteht zum einen eine schlüssige Kontinuität und gleichzeitig die Möglichkeit, neue Lösungen zu finden und neue Wertungen, Techniken und Umdeutungen zu integrieren. Es ist die Fortdauer einer identitätsstiftenden Form im Wechsel des konkreten Entwerfens. (Diese Haltung wurde und wird von der Moderne in Frage gestellt oder sogar explizit abgelehnt.)

Das Doppelhaus in der Enzianstraße folgt einem für diesen Gebäudetyp naheliegenden und weit verbreiteten Grundrissaufbau: Auf der Schmalseite, hier der nördlichen Traufseite, liegt der Eingangsbereich mit WC und Küche, an der anderen Schmalseite, hier südlich gelegen, öffnet sich der Wohnbereich, dazwischen ist die Treppe angeordnet. Im Obergeschoss und Dachgeschoss befinden sich auf der Nordseite die Bäder, darum gruppiert sind die Schlafräume. Gegenüber der Treppe ergibt sich an der Breitseite, hier der Giebelseite, ein hoher doppelgeschossiger Luftraum, der der Wohnung vertikale Durchlässigkeit und Großzügigkeit vermittelt.

Die Formensprache des Hauses ist klassisch-reduziert und zurückhaltend, die Gestaltung der weit überstehenden Traufe mit seinen unterseitigen Holzkassetten , die Anordnung der mit Sprossen gegliederten Fenster und Fenstertüren ist streng und symmetrisch und wird auf den Giebelseiten von einem sehr großen Rundfenster akzentuiert. Die sichtbaren Materialien folgen der traditionellen Mauerwerksbauweise und
beschränken sich auf gestrichenen Putz, seidenglänzend lackierte Innentüren mit Eichenholzumrahmungen, glänzend lackierte Eichenholz-Stabgeländer sowie versiegelte Eichenparkettbeläge. Auch in den Bädern ist neben im Verband weiß gefliesten Flächen, weißer Sanitärkeramik auch Eichenholz verwendet, zum Beispiel für die Waschtische.